06.04.2023 | Matthias Strotmann
Wird der Platz im Lager eng oder soll bisheriger Lagerplatz optimiert werden, dann kann im SAP EWM das sogenannte "Cross Docking" Abhilfe verschaffen.
Hiermit wird es möglich, Schnelldreher und Waren, welche normalerweise direkt nach Ankunft an einen Kunden weitergeschickt werden, ohne Zwischenlagerung zu versenden und somit Lagerplatz einzusparen.
Cross-Docking ist ein Warenflussprozess, welcher wie erwähnt bestellte Waren direkt vom Hersteller zum Kunden transportiert, ohne, dass diese vorher zwischengelagert werden müssen.
Grundsätzlich werden hier zwei Optionen angeboten, welche in das opportunistische und geplante Cross-Docking unterteilt werden.
Für ersteres läuft der gesamte Prozess im RF-Framework ab. (Ge)Cross-Docked wird hier direkt bei Wareneingang ohne Einlagerung, sprich der Weiterversand von Waren ist nicht planbar, da die Anlieferungen mithilfe eines Lagerarbeiters verarbeitet werden.
Bei der zweiten Variante wird geplant, sodass die Cross-Docking Entscheidungen schon im Vorfeld im System bestimmt wurden und direkt bei Warenbestellung ausgeführt werden. Hierbei entfällt der manuelle Prozess, welcher beim oben genannten opportunistischen Cross-Docking notwendig ist.
Darüber hinaus gibt es noch die Möglichkeit des Flow-Through's, welcher es einfach gesagt ermöglicht, die Waren (anders als beim reinen Cross-Docking) neu zu verpacken und erst dann zur Warenausgangszone zu transportieren.
In früheren Versionen von SAP (R/3) wurde die Cross-Docking Schnittstelle mithilfe von SAP LE über „LEINT“ eingebunden. Diese ist jedoch seit S/4 vollständig im System integriert und kann somit direkt verwendet werden.
Für das jeweils gewählte Cross-Docking Szenario ist es zudem oftmals nötig, einen gewissen BAdI (Business Add-In) zu aktivieren. Diese sind im Customizing unter: "SCM EWM > Extended Warehouse Management > Business Add-Ins" zu finden.
Hier gibt es beispielsweise die beiden BAdIs: "Planned CD" & "Opportunistic CD".
Im weiteren Verlauf werden die nötigen "Putaway & Picking" Strategien festgelegt, über welche später das Cross-Docking gesteuert wird.
Eine mögliche Pick Strategie könnte in etwa so aussehen:
Zudem muss die "Storage Type Search Strategy" unter: "SPRO > IMG > EWM > Goods Issue Process > Strategies > Specify Storage Type Search Sequence" für das Cross-Docking geprüft und gegebenenfalls angepasst werden.
Im weiteren Verlauf wird eine Bestandsprüfung festgelegt, damit sichergestellt werden kann, dass der für das Docking benötigte Bestand ausreichend vorhanden ist.
Die Einstellungen hierzu werden über: "SPRO > IMG > EWM > Cross Process > Stock Determination" gepflegt.
Bei vollständiger Einrichtung können alle Cross-Docking Entscheidungen später via /SCWM/PRDI & /SCWM/PRDO angesteuert werden.
Beim Arbeiten mit Cross-Docking gibt es - wie mit jedem anderen Modul - gewisse Einschränkungen. Diese bewegen sich hier jedoch in einem akzeptablen Rahmen.
So ist es bisher nicht möglich, etwaige Cross-Docking Entscheidungen für Mischpaletten durchzuführen sowie aus gesperrtem Bestand wie „Retouren, Sperrbestand & Qualitätskontrollen“ heraus zu versenden.
Durch SAP EWM Cross-Docking wird der tägliche Geschäftsprozess nicht nur erleichtert, sondern auch im Punkto Warenversand einiges verbessert.
Wurden bestellte Waren vorher im großen Stil empfangen, umgepackt, eingelagert, dann wieder ausgelagert und verpackt können diese nun agil nach Bestellung vor Ort umgeschlagen und weiterverschickt werden.
Einer der Hauptgründe, weshalb unsere Kunden sich für Cross-Docking entschieden haben, ist die Zeit-, Kosten- und Lageroptimierung.
Es gibt also viele gute Gründe Cross-Docking zu implementieren, um das Hauptgeschäft zu verbessern. Schwierig wird die Verwendung nur dann, wenn vermehrt aus gesperrtem Bestand versendet wird.
Bei Fragen zu Cross-Docking und der Möglichkeit dies in Ihr System zu integrieren, konsultieren Sie einfach einen unserer SAP-Berater - Wir helfen Ihnen gerne aus!