14.12.2022 | Yannick Prozeller
Nachdem wir bereits im ersten Teil unserer Blogserie „Konsumierende Anwendungen des SAP CAR“ auf die Geschäftsszenarien (auch Allokationsszenarien genannt) in SAP Allocation Management eingegangen sind, widmen wir uns im heutigen Beitrag den dazugehörigen Allokationsstrategien. Hierzu wird es zwei Blogbeiträge geben.
Zu Beginn werden insbesondere die Strategien zu Initial Allocation beleuchtet, währenddessen Sie sich im nächsten Beitrag auf die Strategien der In-Season Szenarien freuen können.
Allokationsstrategien sind Berechnungen oder Algorithmen, die Zuteilungsmengen eines Produkts für jede einzelne Filiale oder jedes Verteilzentrum bestimmen.
Folgende Komponenten sind Teil der Allokationsstrategien:
SAP gibt vordefinierte Optionen für diese Komponenten und gibt ebenso Empfehlungen, welche Komponenten, in welchem Szenario verwendet werden sollen. Es ist trotzdem möglich Strategien in Geschäftsszenarien zu verwenden, für die sie eigentlich nicht designed sind. Customizing Einstellungen, BAdi Implementierungen und Modifikationen sind ebenso Möglichkeiten, um den SAP Standard auf Kundenbedürfnisse anzupassen.
Folgend beschriebene Allokationsstrategien werden empfohlen, um die Erstbefüllung der Filialen zu Beginn einer Saison durchzuführen.
Die Allokationslogik dieser Strategie basiert hauptsächlich auf den Sollbestand der zu befüllenden Filiale. Der Sollbestand wird in der Allokationsparameterpflege festgelegt. Der Algorithmus dieser Strategie lässt sich in 6 aufeinanderfolgenden Schritten unterteilen:
Zusätzlich zur Target Stock-Driven Initial Allocation Strategie berücksichtigt diese Strategie zusätzlich den Bestand für ein neues Produkt, das sich bereits in der Filiale oder auf dem Weg zur Filiale befindet. Der Ablauf des Algorithmus unterscheidet sich daher wie folgt: bei der Berechnung des Nettobedarfs (2. Schritt) werden Filialbestand und offene Bestellungen subtrahiert. Somit verringert sich der Bedarf der Filiale. Auf gleiche Art und Weise verringert sich der maximale Bestand (Schritt 6).
Top-Down Initial Allocation teilt den Filialen eine bestimmte Menge zu und hält dabei einen Mindestprozentsatz für die Einlagerung im Verteilzentrum ein. Zusätzlich können aussagekräftige KPIs (z.B. Filialumsatz, Bedarfsprognose oder Absatzmenge) berücksichtigt werden, um den Anteil zu bestimmen, den eine einzelne Filiale für ein Produkt erhält. Der zugehörige Allokationsalgorithmus berechnet die Zuteilungsmenge nach folgenden Schritten:
Ein beispielhafter Use Case zu Top Down Initial Allocation:
In einem Verteilzentrum ist kürzlich Bestand eingegangen, welcher noch nicht zugeteilt wurde. KPIs deuten darauf hin, dass der Bestand im Verteilzentrum weitaus größer ist als der Bedarf in den Filialen. Daher entscheidet sich der Verteiler dazu, maximal 60% an die Filialen auszuliefern und mindestens 40% für die Auffüllung während der Saison im Verteilzentrum auf Lager zu halten.
Ein Sortimentsplan definiert die Produkte für eine kommende Saison gemeinsam mit den Terminen und Mengen, die in jeder Filiale für den Verkauf an die Kunden vorgesehen sind. Die Verteilung von Waren in SAP Allocation Management kann auf Basis von Sortimentsplänen geschehen. Über eine Schnittstelle können Sortimentspläne SAP AM zur Verfügung gestellt werden. Es ist sowohl möglich diese aus SAP Assortment Planning zu beziehen, als auch aus Non-SAP Anwendungen.
Exkurs: Wie gelangen die Sortimentsplandaten zu SAP AM?
Der Import geschieht über den Aufruf eines RFC-fähigen Funktionsbausteins:
RFC Baustein = BAPI_PLAN_DATA_CREATE
Der Baustein umfasst zwei Importtabellen:
Headertabelle = /AMR/AP_PR_SEA
Filialtabelle = /AMR/AP_STORE
Tabellen sind miteinander verknüpft über einen grouping identifier (Schlüsselfeld in Filialtabelle)
Die Headertabelle enthält Saisoninformationen (Saison, Saisonjahr, Kollektion, Thema), sowie die Felder Datum von und Datum bis. Die Filialtabelle enthält die Filial-ID, Planmengen für die gesamte Periode und Planmengen für die Erstbefüllung, sowie Präsentationstermine, Auslaufdaten und Exit-Daten.
Die Daten werden zunächst in Stagingtabellen geladen und anschließend durch Ausführen der Transaktion /AMR/APR_TRANS (Report /AMR/APR_TRANSFER) in die Produktivtabellen (=Header/Filialtabelle) gebucht.
Mit Cross-Product Allocation wird der Bedarf von Filialen mit einem optimierten Mix von ähnlichen Produkten aus der verbleibenden Menge in den Verteilzentren gedeckt. Dabei wird die SAP HANA-based Optimization Function Library (OFL) verwendet.
Cross-Product Allocation optimiert die Verteilung, indem den Filialen solche ähnlichen Produkte/Farben automatisch zugeteilt werden. Damit wird jede Filiale vollständig beliefert. Jede Filiale wird entweder nur mit einem der ähnlichen Produkte/Farben oder mit einer Mischung (möglichst geringe Mischung) von ähnlichen Produkte voll beliefert.
Der Einsatz von Cross-Product Allocation wird dann empfohlen, wenn während der Erstbefüllung (Initial Allocation) die Verfügbarkeit einzelner Produkte zu gering ist, um den Bedarf aller Filialen zu decken. Ein klassisches Szenario sind Outlet Geschäfte, für welche nur geringe Mengen aus den Verteilzentren verfügbar sind. Ähnliche Produkte können zusammen dann oftmals den kompletten Bedarf für Outlets decken.
Die Allokationsstrategien für die Erstbefüllung in SAP Allocation Management bieten umfangreiche und variable Möglichkeiten, um je nach Wunsch und Infrastruktur unserer Kunden eine optimale Warenverteilung zu gewährleisten.
Mit der Möglichkeit Sortimentspläne aus Planungstools (z.B. SAP Assortment Planning) zu importieren (Strategie = Assortment Plan-Driven Initial Allocation), punktet SAP AM zudem mit guten Integrationsmöglichkeiten in Ihre bestehenden Geschäftsprozessen.
20Bei Interesse oder Fragen können Sie sich gerne melden - unsere SAP CAR Experten stehen Ihnen wie immer sehr gerne zur Verfügung.