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Kundenanpassungen des SAP Standards im EWM

Nachdem wir im letzten EWM-Beitrag die Prozesse im SAP Standard dargelegt haben, wollen wir nun Erweiterungen dieser Prozesse und kundenspezifische Anpassungen, speziell für mittelständische Unternehmen, beleuchten. Dazu erläutern wir zunächst komplexere Prozesse aber auch Anpassungen, die die erweiterten Funktionen des EWM umgehen, wie zum Beispiel ein „Pseudo-Cross Docking“.

Außerdem gibt es viele Möglichkeiten das Lager durch die Schaffung/Nutzung eigener FIORI-Apps analytisch zu überwachen und in Grafiken darzustellen.

 

Layoutorientierte Lagerungssteuerung

Die Layoutorientierte Lagerungssteuerung ist eine Möglichkeit den Ablauf von Warenbewegungen zu steuern. Im Standardprozess gibt es einen Von-Lagerplatz, z.B. die Wareneingangszone, und einen Nach-Lagerplatz, an den die Ware gebracht werden soll.

Nun gibt es allerdings auch Szenarien, in denen der Weg nicht nur von Position A nach Position B, sondern über Position C läuft. In einem Business Szenario könnte dies der Fall sein, wenn im Zuge der Produktionsversorgung die Ware vom Lagerplatz genommen und vor der Quittierung in der Produktion noch über einen Kommissionierpunkt bewegt werden muss. Dies ist notwendig, wenn Ware nicht am Platz entnommen werden kann und die Entnahme an diesem Punkt erfolgen muss. Ebenso denkbar ist ein Szenario, bei dem die Ware nur von einem Lagermitarbeiter an einen bestimmten Platz gebracht und später von einem Produktionsmitarbeiter abgeholt wird.

Konkret erfolgt diese Steuerung durch die Festlegung eines Von-Lagertyps und eines Nach-Lagertyps, in Abhängigkeit zu einem Prozess im Customizing. Erkennt das System diese bestimmte Kombination, wird mitgeteilt, dass bevor die Ware am Ziel ankommt, ein weiterer Platz angesteuert werden muss. Es gibt weitere Steuerungsindikatoren, die es ermöglichen zwischen verschiedenen Plätzen zu unterscheiden. Dabei ist es auch möglich, mehrere solcher Anweisungen zu schachteln, sodass die Ware über mehrere Stationen laufen muss, bevor sie an ihr Ziel gelangt. Dies ist dann sinnvoll, wenn die Ware an mehreren Identifikationspunkten auf unterschiedliche Merkmale (Unversehrtheit, Gewicht…)  geprüft wird.

Folgend ein Beispiel für die Einlagerung über einen I-Punkt zur Gewichtserfassung und einen Warteplatz für Gabelstapler.

 

 

Prozessorientierte Lagerungssteuerung

Die prozessorientierte Lagerungssteuerung ist etwas komplizierter als die layoutorientierte. Diese Art der Steuerung bezieht sich nicht auf die Warenbewegung an sich, sondern auf die Prozesse und deren dahinterstehende Einzelschritte. Das heißt, man definiert für einen Prozess, wo die Ware hingebracht werden muss und welche Aktionen getätigt werden müssen. Dabei wird zwischen Prozessen zur Einlagerung, Auslagerung und internen Prozessen unterschieden.

Für die drei Möglichkeiten möchten wir jeweils ein kurzes Business Szenario aufzeigen.

 

 

Pseudo-Cross Docking

Oft werden Prozesse benötigt, die eine Einlagerung und eine Auslagerung in einem Schritt benötigen: ein so genanntes Cross-Docking oder Flow-Through. Dies kann relevant sein, wenn Ware bestellt wird und direkt in den Verbrauch geht oder für einen Kundenauftrag bestellt und sofort wieder ausgeliefert werden soll. Dennoch ist die Erfassung des Wareneingangs notwendig für die buchhalterische Sicht und die Wirtschaftsprüfung.

Im Extended Warehouse Management gibt es diese Funktion allerdings nur in der Advanced Version, die weitere Lizenzkosten beinhaltet. Für ein mittelständisches Unternehmen ist diese Lösung meist allerdings wirtschaftlich nicht sinnvoll. Deswegen gibt es Möglichkeiten, einen Cross-Docking Prozess nachzubauen. Die Logik hinter diesen Prozessen und der Weg, den die Produkte gehen müssen, ist dabei nicht immer sofort verständlich. Das bedeutet, man muss sich vorher umfassend Gedanken machen, wie diese Art von Pseudo-Cross-Docking sinnvoll umgesetzt werden kann.

Die einfachste Möglichkeit ist es, das Produkt, das gleich wieder aus dem Lager ausgebucht werden soll, auf einem Dummy-Lagerplatz einzulagern und sofort im Anschluss wieder auszulagern. Das bedeutet für den Lagerarbeiter allerdings ein erhöhtes Maß an Aufwand und zwei Prozesse, die physisch durchgeführt werden müssen.

Es gibt dennoch verschiedene Möglichkeiten, diesen Prozess weiter zu beschleunigen, wie zum Beispiel eine automatische Quittierung des Wareneingangs speziell für Güter, die immer diesen Weg gehen. Eine andere Möglichkeit wäre es den Dummy-Platz direkt vor dem Ort des Warenausgangs oder Verbrauches zu bestimmen. Beides erfordert allerdings eine gute Konzeption und einen größeren Aufwand in der Einstellung im System.

Beispiel: Kaufteil nachbestellt für Kundenauftrag zur Beistellung als Ersatzteil direkt im Warenausgang, da es nicht mehr auf Lager war.

 

Analytische Fiori Apps EWM

Analytische Funktionen sind stets sehr begehrt. Das EWM bietet von Hause aus bereits einige Möglichkeiten, Kennzahlen zu definieren und diese graphisch anzuzeigen, wie beispielsweise den Bestandsverlauf eines bestimmten Materials.

Die Definition dieser Kennzahlen ist allerdings kompliziert und mit einem hohen Zeitaufwand verbunden, ebenso ist die graphische Darstellung der Daten nicht in modernster Form. Stattdessen gibt es die Möglichkeit, verschiedene Tabellen aus dem SAP System zu mappen und Werte in graphischer Form in FIORI Apps darzustellen. Diese Apps müssen nicht für jeden Kunden neu erstellt werden, sondern können immer wieder auf die Standard-Tabellen zugreifen. Nachfolgend sehen Sie einige unserer eigenentwickelten Apps zur Veranschaulichung.

 

 

Weitere Informationen finden sie auch hier auf unserer Website.

Wenn Sie ebenfalls Interesse an unsere EWM-Analyse-Apps haben, dann kontaktieren Sie uns bitte jederzeit über unsere ososoft Mail-Adresse.

Unsere EWM Experten sind gerne für Sie da!

Reinhold Gieß | Head of EWM/TM
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