07.02.2020 | Marwin Schreiber
In den bisherigen Beiträgen der JIT/JIS Serie wurden Grundlagen, Basisprozesse, Lieferpläne und Abrufe erklärt. Dabei lief bereits viel über die Interaktion zwischen dem OEM (Automobilhersteller) und dem 1-Tier (Zulieferer der Automobilindustrie), wie beispielsweise ganz grundlegend das Senden von Lieferplänen und Aufträgen. Welche Nachrichtentypen dabei im Just in Time und Just in Sequence Bereich relevant sind, wird in diesem Teil der JIT/JIS Serie erklärt.
Die speziellen IDocs der JIT/JIS Abwicklung sind die folgenden:
Wie die o.g. IDocs im JIT/JIS-Umfeld genutzt werden, wird im Folgenden beschrieben. Weitere Nachrichtentypen, wie z.B. DESADV und INVOIC (siehe Abbildung) sind nicht unbedingt JIT/JIS spezifisch. Es können auch noch weitere Typen aus dem SD/MM Bereich eine Rolle spielen.
Just in Time und Just in Sequence ist zwar nicht ausschließlich im Automotive Bereich relevant, ist dort aber am meisten vertreten. Der Verband der deutschen Automobilindustrie (VDA) entwickelt seit vielen Jahren erfolgreich sog. VDA-Standards explizit für die Automobilindustrie, die heute oft die Grundlage für das reibungslose Funktionieren der Lieferketten darstellen. Die Standards werden von den meisten großen Automobilherstellern genutzt, jedoch gibt es meist auch unternehmensspezifische Anpassungen. Diese Standards sind also als Best Practise der VDA zu verstehen.
Als Beispiel greifen wir in diesem Beitrag die VDA Empfehlung 4984 auf – „Übertragung von Lieferabrufdaten per EDI mit EDIFACT oder XML von Kunden an Lieferanten“.
Die folgende Abbildung zeigt einen Ausschnitt der ausgetauschten Dokumente zwischen einem Automobilhersteller (OEM) und den dazugehörigen 1-Tier Lieferanten.
Es gibt auch oft 2- oder mehr-Tier Lieferanten. Die obenstehende Grafik kann somit einfach um eine weitere Schicht und denselben Abrufen unter dem 1-Tier ergänzt werden.
Die ausgetauschten Nachrichtentypen haben oft eigene VDA-Standards. Diese sollen im Folgenden nochmal kurz erläutert werden, wodurch auch der komplette Prozess verständlicher wird:
Im Rahmen der optionalen Liefervorschau werden Bedarfszahlen für verschiedene Materialen an den Lieferanten kommuniziert. Zusätzlich können Produktions- und Materialfreigaben kommuniziert werden (VDA 4984).
Im Lieferabruf werden, wie in unserer JIT/JIS Serie schon öfter erläutert, Termin- und Bedarfsänderungen kommuniziert. Der neue Lieferabruf ersetzt hier immer den Alten (VDA 4905).
Beide nutzen die sogenannte DELFOR Nachricht und können somit auch innerhalb einer Nachricht versendet werden.
Der JIT/JIS Feinabruf kann nur auf einen Lieferabruf erfolgen und verfeinert diesen. Er ersetzt dabei die Mengen-Termin-Kombinationen für den Terminnahbereich, was ihn vom Lieferabruf unterscheidet (Empfehlung: 5 bis 18 Arbeitstage, VDA 4915)
Bevor eine Lieferung vom Lieferanten an den Kunden erfolgt, wird die Lieferung avisiert. Lieferschein- und Transportdaten werden zwischen Lieferanten und Kunden ausgetauscht. Der Lieferavis dient der schnellen Bereitstellung der Daten als Vorabinformation für den Besteller. (VDA 4913 (seit 1996) / Nachfolger VDA 4987 (seit 2016)).
Der Lieferant schickt dem Kunden die Rechnung, dieser sendet daraufhin nach Erhalt der Waren die Gutschrift. Der neue Standard für elektronische Rechnungen nennt sich „Datenfernübertragung von Rechnungen und Gutschriftanzeigen“ (VDA 4938 T1 - T4)
Die erläuterten Nachrichtentypen sind hierbei nur ein Ausschnitt aller VDA-Standards und Nachrichtentypen, vollständige Listen findet man schnell online. Wer mehr zum Thema VDA lesen möchte, kann sich die Standards und Empfehlungen des VDA selbst ansehen. Zu finden sind diese unter Publikationen der VDA Homepage.
Die Kommunikation zwischen OEM und 1-Tier Lieferanten beziehungsweise den n-Tier und den n+1 Tier Lieferanten in der Automobilbranche basiert oft auf den VDA Standards des Verbands der deutschen Automobilindustrie. Ein Blick auf diese Standards lohnt sich, wenn man im Just in Time und Just in Sequence Umfeld arbeitet.
Im nächsten und letzten Beitrag unserer JIT/JIS Serie gehen wir schließlich auf den Gesamtprozess und dessen Zusammenhänge ein, sodass sich ein rundes, schlüssiges Bild der Thematik ergibt.